ÖPNV-Unternehmen lehnen kostenlose Nutzung von Bussen und Bahnen ab

Die im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) organisierten ÖPNV-Betriebe lehnen eine kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ab. Die Fahrgäste leisten, so der Verband, einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des ÖPNV. Im vergangenen Jahr stiegen die Ticketeinnahmen im Vergleich zu 2017 um 1,3 Prozent auf insgesamt 12,95 Milliarden Euro. „Die Verkehrsunternehmen investieren jeden Euro aus den Fahrgeldeinnahmen direkt wieder in den Betrieb. Da wir immer mehr Kunden befördern, benötigen wir entsprechend mehr Personal, mehr Fahrzeuge und müssen zusätzliches Geld für die Instandhaltung unserer Flotten und technischen Anlagen ausgeben. Dafür sind die Ticketeinnahmen der Kundinnen und Kunden eine ganz zentrale, unverzichtbare Einnahmequelle. Deshalb halten wir die politischen Bestrebungen, die Ticketpreise im ÖPNV deutlich zu reduzieren, ohne dabei gleichzeitig das Angebot zu verbessern, zum jetzigen Zeitpunkt für verfehlt“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

ÖPNV: Erneut Rekordergebnis bei Fahrgastzahlen

Auch 2018 und damit seit 21 Jahren in Folge sind die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gestiegen. Insgesamt nutzten im vergangenen Jahr 10,4 Milliarden Kunden Busse und Bahnen. „Wenn man auf diesem hohen Gesamtniveau weiter wächst, und zwar seit 21 Jahren hintereinander, dann ist das zunächst mal ein positives Ergebnis und ein Erfolg. Dennoch zeigt sich immer deutlicher, dass wir vielfach an Kapazitätsgrenzen stoßen“, so Ingo Wortmann, Präsident des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen. „Vor allem der zunehmende Modernisierungs- und Ausbaubedarf unserer Infrastrukturen ist ein Hemmnis für weiteres Wachstum. Für die Erneuerung von Strecken, Haltestellen und Bahnhöfen im städtischen ÖPNV fehlen inzwischen rund fünf Milliarden Euro.“ Wortmann fordert deshalb eine Erhöhung der Bundesmittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes, die derzeit im Vermittlungsausschuss zwischen Bund und Ländern verhandelt wird.

Kasseler Linke fordert Ausbau und fahrscheinlose Nutzung des ÖPNV

Die Kasseler Linke fordert eine Fortschreibung des Nahverkehrsplanesplanes mit dem Ziel eines Ausbaus und einer fahrscheinlosen Nutzung des ÖPNV. Der letzte Nahverkehrsplan sei 2014 mit einem Planungshorizont bis 2018 verabschiedet worden. Bisher sei noch keine Aktualisierung in Sicht, obwohl es erhebliche Fahrgastzuwächse durch die Einführung des Schülerinnentickets und des Tickets für die Landesbediensteten gab. Die Landesregierung beabsichtige zudem ein Seniorenticket zu ähnlich günstigen Bedingungen wie das Schülerinnenticket einzuführen, welches zu absehbaren weiteren Zuwächsen bei den Passagieren führen werde. An vielen Stellen stoßen die Kapazitäten im ÖPNV an Grenzen, für weitere Fahrgastzuwächse braucht es eine Planung des Ausbaus. „Der jüngste Abbau durch die Liniennetzreform muss umgekehrt werden. Angesichts des Beitrags des Verkehrs zum Klimawandel, müssen wir weg vom Auto hin zu einer klimagerechten Stadt. Das bedeutet den Nahverkehr auszubauen und sich heute für den Nulltarif vorzubereiten“, so Violetta Bock, verkehrspolitische Sprecherin der Kasseler Linken. Die Finanzierung des ÖPNV erfolge in Kassel zu einem großen Anteil aus Ticketverkäufen bei hohen Fahrpreisen. Künftig werden andere Einnahmequellen und Finanzierungsmodelle für den weiteren Ausbau und dem Nähern des Ziels eines für Passagiere kostenfreien, fahrscheinlosen ÖPNV benötigt.

Bundesregierung prüft Einführung eines kostenlosen ÖPNV

Die Bundesregierung prüft die Einführung eines kostenlosen ÖPNV. Hintergrund ist eine drohenden Klage der EU-Kommission zur Durchsetzung von Maßnahmen für eine saubere Luft in deutschen Städten. In einem Brief an die EU-Umweltkommisarin Karmenu Vella von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) heißt es, dass man gemeinsam mit den Ländern und den Kommunen über die Einführung eines kostenlosen ÖPNV nachdenke, um die Zahl privater Fahrzeuge zu verringern.

Bild: hw

 

SPD, Grüne und CDU gegen Umweltzone in Kassel

Mit den Stimmen von SPD, Grünen und CDU wurde ein Antrag der Kasseler Linken abgelehnt, eine Umweltzone in Kassel einzurichten. Zugleich lehnten diese Fraktionen es ab, einen Antrag zur Förderung von Maßnahmen mit Geldern aus dem kommunalen Fördertopf des 2. Dieselgipfels zu stellen, ein Umsetzungsprogramm für weitere lufthygienische Maßnahmen zu erstellen sowie den Magistrat zu beauftragen, ein Konzept für den modellhaften Einstieg in einen Nulltarif im ÖPNV vorzulegen. Überraschend war die Ablehnung der Grünen, die noch im Umweltausschuss für diese Maßnahmen gestimmt hatten. Allerdings waren sie zu diesem Zeitpunkt noch unabhängig und nicht durch den Koalitionsvertrag an die SPD gebunden. Die Freien Wähler stimmten für alle Maßnahmen, die Piraten stimmten für den fahrscheinlosen ÖPNV und die Beantragung von Mitteln aus dem kommunalen Fördertopf des Dieselgipfels.